Was bedeutet Tantra- Tantramassage ?

Tantra bejaht den menschlichen Körper und sieht die Sexualität als heilige Energie. Die Sexualenergie steht dabei für die Lebensenergie, jene Urkraft die in jedem Lebewesen innewohnt sowie für den Ursprung des Lebens. Somit gilt es, diese Energie in Dankbarkeit und Freude zu ehren.

Tantra entstammt dem Sanskrit und bedeutet in etwa das “ innerste Wesen” oder auch der “Kern”. Es ist keine Religion, sondern eine Philosophie, die besagt, dass man über einen spirituellen Weg und der Auseinandersetzung mit Körper, Geist und Herz (Seele) in Ekstase und somit in Freiheit von Leid gelangen kann.

Die Befreiung der Sexualität ist ein ganzheitlicher Prozess, der sowohl auf körperlich-energetischer als auch auf emotionaler, geistiger und spiritueller Ebene stattfindet. Um zu erfahren, was an der Sexualität so kostbar und heilsam sein kann, ist es notwendig, sie losgelöst von emotionaler Verstrickung und romantischer Verklärung zu erleben.

Die Tantra Massage entstand aus dem Neotantra. Das Neotantra wiederum beruht sich aus der traditionellen Tantraform (einer Mischung aus dem Buddhismus und Hinduismus) und der humanistischen Psychotherapie.

Achtsame Sinnliche Berührung

Unter achtsame sinnliche Berührung‘ wird eine Methode der Berührung verstanden, die sich in den letzten vierzig Jahren in Deutschland entwickelt hat und die hauptsächlich durch AndroAndreas Rothe in seinem Institut Diamond-Lotus in Berlin entwickelt, praktiziert und vermittelt wurde. Andro ist einer der ersten und bekanntesten Tantralehrer Deutschlands (vgl. Tantramassage Verband, 2019). Während seiner langjährigen Aufenthalte im arabischen Nordafrika, dem mittleren Osten und Indien lernte Andro byzantinische und asiatische Massageformen kennen und entwickelte daraus diese besondere Form von Massage, die er als Heilmassage definiert. Seine weitere Ausbildung absolvierte er am Medical Center des Dalai Lama und studierte Yoga in Poona. Er ist ordinierter Zen-Mönch und Meister des Bogenzen (vgl. Diamond-Lotus, 2019).

Der Körper gilt als ,Zuhause‘ der Seele

Die Tantramassage ist eine radikale, gesellschaftlich zur Zeit noch kaum akzeptierte innovative Behandlungsmethode. Sie fasst in der aktuellen Version Grundlagen und Methoden aus verschiedenen fundierten Massagetechniken, sowie Elemente aus Bioenergetik, Yoga, Meditation und Sexualtherapie auf integrative Weise zusammen. Der Körper gilt als ,Zuhause‘ der Seele und wird ganzheitlich betrachtet, angenommen und entsprechend achtsam behandelt. Durch ganzkörperliche sinnliche Berührungen, die in einem Zustand der Achtsamkeit, d.h. der nicht wertenden Wahrnehmung durchgeführt werden, werden Selbstheilungsprozesse in Gang gesetzt, die unter die Haut gehen und den ganzen Menschen ,berühren‘.

Der Begriff ,Tantramassage‘ ist nicht geschützt!

Es gibt grundsätzliche Unterschiede zwischen einer fundierten Tantramassage, die eine längere Ausbildung, intensive Selbsterfahrung und Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität voraussetzt und ähnlich klingenden Angeboten, weil der Begriff ,Tantramassage‘ nicht geschützt ist und daher beliebig verwendet werden kann. Folgende Aspekte charakterisieren eine Tantramassage als Heilbehandlung: 1. Das klare Setting und der ritualisierte Ablauf: Durch das klare Setting, bei dem eine Trennung zwischen Gebendem und Empfangendem gibt und durch das Abstecken von eventuellen Grenzen wird ein sicherer Rahmen für Selbsterfahrung ermöglicht. 2. Die meditative Haltung: Die Praxis der Meditation ist notwendig, um in einem Zustand der Achtsamkeit Berührungen schenken zu können, die zwar mit einer wohlwollenden Absicht durchgeführt werden die jedoch ergebnisoffen und erwartungsfrei sind. Diese erwartungsfreie Absicht eröffnet einen Raum für das, was entstehen möchte, ohne ein festgelegtes Ziel zu haben. .

3. Die Begegnung im Hier und Jetzt und der Mut zu Lust und Nähe: Angestrebt ist der Zustand größtmöglicher Authentizität, bei dem eine reale Begegnung und nicht eine einfache Dienstleistung zustande kommt. Die Verehrung und volle Akzeptanz dessen, was ist - zu dieser Zeit an diesem Ort - kann echte Begegnung zwischen Gebendem und Empfangendem schaffen. 4. Der Fokus auf Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung: Der Erfahrungsspektrum dieser Massage geht über Entspannung und Wohlgefühl hinaus. Es wird ein Raum geöffnet und gehalten, in dem tiefe Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung ermöglicht werden. 5. Die Wertschätzung des ganzen Menschen mit all seinen Gefühlen und Empfindungen: Die Haltung der Tantramassage ist die der Achtsamkeit. Der Mensch wird in seiner Genitalität, als genitales sexuelles - und spirituelles - Wesen gesehen. Diese Grundhaltung ermöglicht den Beteiligten aus dem Alltagsgeschehen heraus zu treten und in einem ,festlichen‘ Rahmen den eigenen Körper zu feiern und die eigene Sinnlichkeit und sexuelles Potenzial in Würde und Schönheit zu erleben. Dadurch wird ein Gefühl von Angenommen-Sein vermittelt. Dieses Gefühl ist eine zentrale Voraussetzung für die heilende Wirkung ).

6. Die ganzkörperlichen intimen und sinnlichen Berührungen: Tantrisch wird eine Massage durch ihre Ganzheitlichkeit. Sie berührt den ganzen Menschen, sie lässt keinen Körperteil aus. Insbesondere integriert sie die Sexualität und weckt ihre Energie als Lebenskraft. Jede Folge davon, sei es Atem, Stimme oder Bewegung, sei es Erregung, Erschütterung und Tränen bis hin zur lustvoll-mystischen Erfahrung oder einfach nur ein schlichter Orgasmus – alles ist willkommen und in Ordnung (ebd.). 7. Das fundierte Wissen über Energiebahnen und Anatomie. All diese Komponenten ermöglichen der empfangenden Person eine ganzheitliche Erfahrung. Diese setzt oft einen tiefgreifenden Veränderungsprozess in Gang, der das eigene sexuelle Erleben und darüber hinaus das Leben im Allgemeinen positiv beeinflussen kann.

Im Rahmen einer Tantramassage geht es vor allem um die Befreiung und Würdigung der Sexualkraft, um diese als ständige Präsenz wahrnehmen zu können. Eine neue Liebeskultur ist erfahrbar und gestaltbar, wenn wir die Sexualität als Teil eines geistigen und sozialen Kunstwerks verstehen, das Frauen und Männer in ihrer persönlichen Entwicklung beflügelt. Um die Sexualität in ihrer Ganzheit und Fülle zu erleben, müssen wir die verschiedenen Ebenen zunächst einzeln entwickeln und dann bewusst miteinander verknüpfen. Tantra Massage ist ein Massageritual. Der gesamte Körper – und ja, der gesamte Körper ohne Ausnahmen – wird sanft gestreichelt, massiert und stimuliert. Die Lust, die dabei entsteht, ist gewollt, nichts soll unterdrückt, alles darf gefühlt werden. Die Berührungen des Körpers sollen also auch die Seele berühren, sie nähren. Denn Lust spielt sich nicht nur physisch ab. Man lernt, den eigenen Körper ohne falsche Scham zu genießen. Blockaden verschwinden nach und nach.

Und genau dieser Ansatz macht die Tantramassage so interessant und zu etwas ganz Besonderem. Durch die Tantra Massage, bei der der Empfänger die Möglichkeit hat, einfach nur zu empfangen, wird es diesem viel besser gelingen, ganz neue Erfahrungen zu sammeln. Es gibt nichts zu tun! Einfach nur da sein, sich mit den Körperempfindungen innen und außen zu verbinden und sie bewusst wahrzunehmen. Dadurch wird der Körper erweckt, der Geist ist aufmerksam, das Bewusstsein ist Energie und Energie folgt deiner Aufmerksamkeit. Auf diese Weise wird der Geist geschult. Tantra Massage ist die schönste und einfachste Form der Meditation. Es geht nur darum, bewusst und ohne Erwartungen einfach nur zu genießen. Das bedeutet, dich ganz hinzugeben, dich berühren zu lassen, damit sich dein Herz öffnen kann und durch deinen Körper auch deine Seele berührt wird.

Viele Menschen sehnen sich...

...nach einer tieferen und erfüllende Sexualität als die herkömmlich form der Sexualität die wir kenne erfahren. In der heutigen zivilisierten Welt, in der die Seele des Menschen an einer Fülle von oberflächlichen Äußerlichkeiten zu zerbrechen droht, fügt Tantra und Tantra Massage wieder das zusammen, was zusammen gehört: Körper-Seele-Geist. Trotz Dauerberieselung über die Medien werden Menschen innerlich immer einsamer. Menschen werden unfähig zu echter Begegnung und Kontakt. Wir sind überernährt mit Konsum von Unterhaltung, aber unterernährt, was Zärtlichkeit, Sinnlichkeit, Umarmungen und schöne Sexualität angeht.

Verfolgt man die Medien, dann scheint man zu jeder Zeit und an jedem Ort von purer Sexualität umgeben zu sein. Sex ist in aller Munde, doch anstatt damit bei dem Einzelnen eine unverkrampfte Einstellung zu sich und seinem Körper oder dem des Partners zu erreichen, wird vielfach genau das Gegenteil bewirkt. Selbst im Bereich der intimen Sexualität sind inzwischen oft Zwang und Leistungsdruck zu finden.

Tantra bedeutet...

... zu lernen, sich selbst mehr zu lieben – körperlich und seelisch. Sich also nicht mehr so hart zu behandeln, durch Selbstverurteilung, sondern weich durch Mitgefühl. Selbstliebe ist das reinlassen von Begünstigung und das Gefühl, dass Du es nicht nur verdient hast, sondern es wert bist.

Selbstliebe ist das Annehmen von Belohnung und Befreiung. Die tiefste Wahrheit ist die Einheit allen Lebens.

Wenn alles Göttlich ist, wie kann ich selbst dann ausgeschlossen sein aus der Göttlichkeit. Wenn Du Deine Mitmenschen lieben sollst, die Tiere, die Natur, den Planeten, wie dann nicht auch Dich selbst. Tantra lehrt Dich, Dich selbst mehr mit Mitgefühl zu betrachten anstatt Dich zu verurteilen.

Wenn Du beschließt, Dich als lieblos anzusehen, wirst Du nicht glücklich sein. Du verurteilst Dich selbst und musst Dich daher als unzulänglich betrachtet, als wertlos.

Tantra heißt zu lernen mit Dir selbst freundlicher zu sein, sanfter, geduldiger, wärmer, verständnisvoller, milder. Selbstliebe bedeutet, Dich besser zu pflegen und besser für Dich zu sorgen.